Mai
Wie die Sonne täglich aufgeht und den Feldern Licht und Leben spendet, so ist, nach den Worten Jeremias, auch die Gnade des Herrn jeden Morgen neu. Damit können Christen mit aller Zuversicht rechnen. Gott lässt uns nicht im Stich – selbst dann nicht, wenn wir untreu sind, wenn wir glauben, alles besser zu wissen oder ihm den Rücken zukehren. Jeden Morgen ist die Gelegenheit neu, zu ihm zurückzukommen – eigentlich jeden Augenblick. Ein Bibelkenner formulierte es so: „Dieser wunderbare Abschnitt lässt einen Ton der Hoffnung und des Vertrauens durchklingen, mitten in dem Dunkel des Klagens in diesem Buch. Sogar der Schmerz kann den Propheten nicht blind machen für die Treue des Herrn.”
Die Klagelieder stammen aus einer tatsächlich dunklen Zeit in der Geschichte Israels. Die endgültige Wegführung des Volkes und die Verwüstung der Stadt Jerusalem durch die Babylonier etwa im Jahr 586 v. Chr. hatten unausweichlich stattgefunden. Der Prophet Jeremia war Zeitzeuge und litt so sehr mit seinen Landsleuten, dass seiner Klage ein eigenes biblisches Buch gewidmet ist. Und gerade in diesem finden wir einige der stärksten Worte des Trostes. Lassen wir uns von dem hoffnungsvollen Unterton, der auch in bösen Zeiten nicht verklingt, inspirieren. Denken wir jeden Morgen daran, dass Gottes Erbarmen da ist. Dass, auch wenn er Leid zulässt, er keine Freude daran hat, sondern vielmehr möchte, dass Menschen vertrauensvoll zu ihm kommen.