DER BRIEF DES APOSTELS PAULUS AN DIE GEMEINDEN IN GALATIEN (Galaterbrief)

AUTORITÄT UND VERKÜNDIGUNG DES APOSTELS (Kapitel 1-2)

Ein ungewöhnlicher Briefeingang

1 Diesen Brief schreibt Paulus, der Apostel . Ich schreibe ihn als einer, der seinen Auftrag nicht von Menschen erhalten hat, auch nicht durch menschliche Vermittlung, sondern von Jesus Christus und von Gott, dem Vater, der Jesus vom Tod auferweckt hat. 2 Zusammen mit allen Brüdern und Schwestern, die bei mir sind, grüße ich die Gemeinden in Galatien : 3 Gnade und Frieden sei mit euch von Gott, unserem Vater, und von Jesus Christus, dem Herrn , 4 der sein Leben für unsere Sünden hingegeben hat. Das tat er, um uns aus der gegenwärtigen Welt zu befreien, die vom Bösen beherrscht wird. So war es der Wille Gottes, unseres Vaters - 5 er sei in alle Ewigkeit gepriesen! Amen .

Es gibt nur die eine Gute Nachricht

6 Ich wundere mich über euch! Gott hat euch durch die Gute Nachricht dazu berufen, daß ihr unter der Gnade steht, die Christus gebracht hat. Und nun kehrt ihr ihm so schnell den Rücken und wendet euch einer anderen Guten Nachricht zu! 7 Es gibt in Wirklichkeit gar keine andere; es gibt nur gewisse Leute, die unter euch Verwirrung stiften. Sie wollen die Gute Nachricht von Christus in ihr Gegenteil verkehren.
8 Aber nicht einmal ich selbst oder ein Engel vom Himmel darf euch eine Gute Nachricht bringen, die der widerspricht, die ich euch gebracht habe. Wer es tut, soll verflucht sein, dem Gericht Gottes übergeben! 9 Ich habe es euch schon früher eingeschärft und wiederhole es jetzt: Wer euch eine andere Gute Nachricht bringt als die, die ihr angenommen habt, soll verflucht sein, dem Gericht Gottes übergeben! 10 Will ich jetzt wieder Menschen beschwatzen - oder gar Gott selbst? Oder rede ich etwa Menschen nach dem Mund? Ich gehöre Christus und diene ihm - wie kann ich da noch den Beifall der Menschen suchen!

Die von Paulus verkündete Gute Nachricht kommt direkt von Christus

11 Das müßt ihr wissen, Brüder und Schwestern: Die Gute Nachricht , die ich verkünde, ist kein Menschenwort. 12 Ich habe sie nicht von irgendeinem Menschen übernommen und bin auch von keinem Menschen darüber belehrt worden. Ich habe sie dadurch empfangen, daß Gott mich Jesus als den von ihm bestätigten Retter schauen ließ. 13 Ihr habt doch gehört, wie entschieden ich früher für die jüdische Religion eingetreten bin. Über alles Maß hinaus verfolgte ich die Gemeinde Gottes und tat alles, um sie zu vernichten. 14 In meiner Treue zum Gesetz übertraf ich viele meiner Altersgenossen in meinem Volk. Leidenschaftlicher als die anderen setzte ich mich für die Befolgung der strengen Vorschriften ein, die die früheren Gesetzeslehrer aufgestellt haben. 15 Aber dann kam es ganz anders. Gott hatte mich ja schon vom Mutterleib an ausgesondert und in seiner Gnade berufen. Und so gefiel es ihm jetzt, 16 mir seinen Sohn zu zeigen, damit ich ihn unter den nichtjüdischen Völkern bekanntmache. Als mir diese Offenbarung zuteil wurde, fragte ich nicht erst Menschen um Rat. 17 Ich ging auch nicht nach Jerusalem zu denen, die schon vor mir Apostel waren, sondern begab mich nach Arabien und kehrte dann wieder nach Damaskus zurück.
18 Erst drei Jahre später ging ich nach Jerusalem, um Petrus kennenzulernen. Ich blieb zwei Wochen bei ihm. 19 Von den anderen Aposteln sah ich damals keinen, nur Jakobus, den Bruder des Herrn . 20 Was ich euch hier schreibe, ist die reine Wahrheit; Gott weiß es.
21 Dann ging ich nach Syrien und Zilizien. 22 Den christlichen Gemeinden in Judäa blieb ich persönlich unbekannt. 23 Sie hatten nur gehört: »Der Mann, der uns verfolgte, verkündet jetzt den Glauben, den er früher ausrotten wollte!« 24 Und sie dankten Gott dafür, daß er dies an mir bewirkt hatte.

Die maßgebenden Leute in der Urgemeinde erkennen Paulus an

1 Erst vierzehn Jahre später ging ich wieder nach Jerusalem, diesmal mit Barnabas; auch Titus nahm ich mit. 2 Ich ging aufgrund einer göttlichen Weisung und trug dort vor, was ich als Gute Nachricht bei den nichtjüdischen Völkern verkünde.
Das tat ich vor der versammelten Gemeinde und auch noch in besonderen Zusammenkünften vor ihren maßgebenden Leuten. Denn ich war in Sorge, meine Missionsarbeit könnte nicht anerkannt werden und meine ganze Mühe vergeblich sein, die künftige wie die bisherige. 3 Aber nicht einmal mein Begleiter Titus, ein Grieche, wurde gezwungen, sich beschneiden zu lassen. 4 Es waren allerdings falsche Brüder eingedrungen, wie sie sich damals auch anderswo in den Gemeinden eingeschlichen hatten. Sie wollten sich zu Richtern über die Freiheit machen, die wir durch Jesus Christus haben, und uns wieder unter das Gesetz zwingen. 5 Aber ich habe ihnen nicht einen Augenblick nachgegeben. Die Gute Nachricht sollte euch unverfälscht erhalten bleiben! 6 Dagegen machten mir die maßgebenden Leute in der Gemeinde keinerlei Auflagen. - Was sie früher einmal waren, interessiert mich im übrigen nicht; bei Gott gibt es keine Rangunterschiede. - 7 Ganz im Gegenteil: Sie erkannten, daß Gott mich beauftragt hat, die Gute Nachricht den nichtjüdischen Völkern zu bringen, so wie er Petrus beauftragt hat, sie den Juden zu bringen. 8 Denn Gott wirkte durch Petrus bei seiner Missionsarbeit unter den Juden und hat ihn so als Apostel für die Juden bestätigt. Und er wirkte auch durch mich in meiner Missionsarbeit unter den Nichtjuden und hat mich so als Apostel für die anderen Völker bestätigt. 9 Die maßgebenden Leute, die als »die Säulen « gelten, Jakobus, Petrus und Johannes, erkannten, daß Gott mir diesen Auftrag anvertraut hat. So gaben sie mir und Barnabas die Hand zum Zeichen der Gemeinschaft. Wir einigten uns, daß Barnabas und ich unter den anderen Völkern die Gute Nachricht verkünden sollten und sie unter den Juden. 10 Sie machten nur zur Bedingung, daß wir die verarmte Gemeinde in Jerusalem unterstützten. Darum habe ich mich auch wirklich bemüht.

Eine notwendige Klarstellung

11 Als Petrus später in Antiochia war, stellte ich ihn öffentlich zur Rede, weil sein Verhalten unentschuldbar war. 12 Zuerst nämlich nahm er zusammen mit den nichtjüdischen Brüdern und Schwestern an den gemeinsamen Mahlzeiten teil. Aber dann kamen Leute aus dem Kreis um Jakobus, die das jüdische Gesetz streng befolgen. Da zog sich Petrus von den gemeinsamen Mahlzeiten zurück und aß aus Furcht vor ihnen nicht mehr mit den Nichtjuden.
13 Auch die anderen Juden in der Gemeinde blieben gegen ihre Überzeugung den gemeinsamen Mahlzeiten fern, so daß sogar Barnabas angesteckt wurde und genau wie sie seine Überzeugung verleugnete. 14 Als ich sah, daß sie damit die Wahrheit der Guten Nachricht preisgaben, sagte ich zu Petrus vor der ganzen Gemeinde:
»Obwohl du ein Jude bist, hast du bisher die Vorschriften des jüdischen Gesetzes nicht beachtet und hast wie ein Nichtjude gelebt. Warum zwingst du dann jetzt durch dein Verhalten die nichtjüdischen Brüder und Schwestern, so wie Juden nach den Vorschriften des Gesetzes zu leben?« 15 Es stimmt, wir sind von Geburt Juden und nicht Sünder wie die Angehörigen der anderen Völker. 16 Aber wir wissen, daß kein Mensch deshalb vor Gott als gerecht bestehen kann, weil er das Gesetz befolgt. Nur die finden bei Gott Anerkennung, die in vertrauendem Glauben annehmen, was Gott durch Jesus Christus für uns getan hat. Deshalb haben auch wir unser Vertrauen auf Jesus Christus gesetzt, um durch das Vertrauen auf ihn bei Gott Anerkennung zu finden und nicht durch Erfüllung des Gesetzes; denn mit Taten, wie sie das Gesetz verlangt, kann kein Mensch vor Gott als gerecht bestehen.

Gesetz und Gnade

17 Auch wir als Juden suchen also durch Christus vor Gott als gerecht zu bestehen, und damit geben wir zu, daß wir genauso Sünder sind wie die Menschen der anderen Völker. Soll das heißen, daß es nicht mehr auf gut und böse ankommt und demnach Christus der Sünde Vorschub leistet? Auf keinen Fall! 18 Vielmehr mache ich mich selbst zum Sünder, nämlich zum Übertreter des Gesetzes , wenn ich durch mein Verhalten das Gesetz zuerst für ungültig erkläre und dann doch wieder in Geltung setze. 19 In Wirklichkeit hat das Gesetz von mir nichts mehr zu fordern: Ich bin tot für das Gesetz, das Gesetz selbst hat mich dahin gebracht, und jetzt lebe ich für Gott. Ich bin mit Christus am Kreuz gestorben. 20 Darum lebe nun nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Das Leben, das ich jetzt noch in diesem vergänglichen Körper lebe, lebe ich im Vertrauen auf den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sein Leben für mich gegeben hat. 21 Ich weise die Gnade Gottes nicht zurück. Wenn wir vor Gott damit bestehen könnten, daß wir das Gesetz erfüllen, dann wäre ja Christus vergeblich gestorben!

GLAUBE ALS FREIHEIT VOM GESETZ (3,1-5,12)

Der unbegreifliche Rückfall der Gemeinde

1 Ihr unvernünftigen Galater! Welcher Dämon hat euch um den Verstand gebracht? Habe ich euch denn nicht Jesus Christus, den Gekreuzigten, in aller Deutlichkeit vor Augen gestellt?
2 Ich möchte euch nur eines fragen: Hat Gott euch seinen Geist gegeben, weil ihr das Gesetz befolgt habt oder weil ihr die Botschaft gehört und angenommen habt, daß es vor Gott allein auf den vertrauenden Glauben ankommt?
3 Warum begreift ihr denn nicht? Was der Geist Gottes in euch angefangen hat, das wollt ihr jetzt aus eigener Kraft zu Ende führen? 4 Ihr habt so große Dinge erlebt - war das alles vergeblich? Es kann nicht vergeblich gewesen sein! 5 Gott gibt euch seinen Geist und läßt Wunder bei euch geschehen - tut er das, weil ihr das Gesetz befolgt oder weil ihr die Botschaft vom Glauben gehört und angenommen habt?

Die Gute Nachricht gründet in der Zusage an Abraham

6 Von Abraham heißt es doch in den Heiligen Schriften : »Er vertraute Gott und glaubte seiner Zusage, und dies rechnete Gott ihm als Gerechtigkeit an.« 7 Ihr seht also, wer die echten Nachkommen Abrahams sind: Es sind die Menschen, die der Zusage Gottes glauben. 8 In den Heiligen Schriften ist auch vorausgesehen, daß Gott die nichtjüdischen Völker aufgrund des Glaubens annehmen werde. Deshalb wird dort Abraham im voraus die Gute Nachricht verkündet: »Durch dich werden alle Völker der Erde gesegnet werden.« 9 Daraus geht hervor, daß alle, die Gott glauben und ihm vertrauen, zusammen mit dem glaubenden Abraham gesegnet werden.

Das Gesetz führt nicht zum Leben

10 Die anderen dagegen, die durch Erfüllung des Gesetzes vor Gott als gerecht bestehen wollen, leben unter einem Fluch. Denn es heißt in den Heiligen Schriften : »Fluch über jeden, der nicht alle Bestimmungen im Buch des Gesetzes genau befolgt!«
11 Es ist offenkundig: Wo das Gesetz regiert, kann niemand vor Gott als gerecht bestehen. Denn es heißt ja auch: »Nur wer durch vertrauenden Glauben vor Gott als gerecht gilt, wird leben.« 12 Beim Gesetz jedoch geht es nicht um Glauben und Vertrauen; vom Gesetz gilt: »Wer seine Vorschriften befolgt, wird dadurch leben.« 13 Christus hat uns von dem Fluch losgekauft, unter den uns das Gesetz gestellt hatte. Denn er hat an unserer Stelle den Fluch auf sich genommen. Es heißt ja in den Heiligen Schriften: »Wer am Holz hängt, ist von Gott verflucht.« 14 So sollte durch Jesus Christus der Segen, der Abraham zugesagt wurde, zu allen Völkern kommen, damit wir alle durch vertrauenden Glauben den Geist erhalten, den Gott versprochen hat.

Gottes Zusage ist älter als das Gesetz

15 Brüder und Schwestern, ich nehme einen Vergleich aus dem täglichen Leben. Wenn ein Mensch ein Testament aufgesetzt hat und es rechtsgültig geworden ist, kann niemand sonst es für ungültig erklären oder etwas hinzufügen. 16 So ist es auch mit den Zusagen, die Gott Abraham und seinem Nachkommen gemacht hat. Er sagt übrigens nicht: »und dein en Nachkommen«, als ob viele gemeint wären, sondern er sagt ausdrücklich: »dein em Nachkommen«, und er meint damit Christus. 17 Ich will damit folgendes sagen: Das Testament, das Gott rechtskräftig ausgefertigt hat, kann nicht außer Kraft gesetzt werden durch das Gesetz , das erst 430 Jahre später erlassen wurde. Es kann die Zusage nicht aufheben. 18 Gott hat ein großartiges Erbe ausgesetzt. Wenn sein Empfang von der Befolgung des Gesetzes abhinge, dann wäre es nicht mehr ein Geschenk der freien Zusage. Gott aber hat Abraham aus reiner Gnade diese Zusage gemacht.

Die Herrschaft des Gesetzes ist befristet

19 Was für einen Sinn hat dann das Gesetz ? Es ist hinzugefügt worden, damit die Macht der Sünde in den Gesetzesübertretungen sichtbar wird. Es sollte auch nur so lange gelten, bis der Nachkomme Abrahams da wäre, an dem die Zusage in Erfüllung geht. Im übrigen ist das Gesetz durch Engel gegeben und von einem Vermittler überbracht. 20 Es braucht aber keinen Vermittler, wenn eine einzige Person handelt; und Gott ist doch Einer. 21 Steht dann das Gesetz in Widerspruch zu den göttlichen Zusagen? Keineswegs! Es wurde ja nicht ein Gesetz erlassen, das zum Leben führen kann. Nur dann könnten die Menschen durch Erfüllung des Gesetzes vor Gott als gerecht bestehen. 22 In den Heiligen Schriften heißt es aber, daß die gesamte Menschheit in der Gewalt der Sünde ist. Was Gott zugesagt hat, sollten die Menschen geschenkt bekommen aufgrund des Glaubens , nämlich des Vertrauens auf das, was Gott durch Jesus Christus getan hat. Alle, die darauf vertrauen, sollen es bekommen. 23 Bevor uns Gott diesen Weg des Glaubens geöffnet hat, waren wir unter der Aufsicht des Gesetzes in das Gefängnis der Sünde eingeschlossen. Das sollte so lange dauern, bis Gott den vertrauenden Glauben als Weg in die Freiheit bekanntmachen würde, 24 und das heißt: bis Christus kam. So lange war das Gesetz unser Aufseher; es war für uns wie der Sklave, der die Kinder mit dem Stock zur Ordnung anhält. Denn nicht durch das Gesetz, sondern einzig und allein durch vertrauenden Glauben sollten wir vor Gott als gerecht bestehen. 25 Jetzt ist der Weg des Glaubens geöffnet; darum sind wir nicht mehr unter dem Aufseher mit dem Stock.

Statt Sklaven des Gesetzes Kinder Gottes

26 Ihr alle seid jetzt mündige Söhne und Töchter Gottes - durch den Glauben und weil ihr in engster Gemeinschaft mit Jesus Christus verbunden seid. 27 Denn als ihr in der Taufe Christus übereignet wurdet, habt ihr Christus angezogen wie ein Gewand. 28 Es hat darum auch nichts mehr zu sagen, ob ein Mensch Jude ist oder Nichtjude, ob im Sklavenstand oder frei, ob Mann oder Frau. Durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle ein neuer Mensch geworden.
29 Wenn ihr aber zu Christus gehört, seid ihr auch Abrahams Nachkommen und bekommt das Erbe, das Gott Abraham versprochen hat. 1 Nun sage ich: Solange der rechtmäßige Erbe minderjährig ist, unterscheidet er sich in nichts von einem Sklaven , auch wenn ihm in Wirklichkeit alles gehört. 2 Bis zu dem Zeitpunkt, den der Vater im Testament festgelegt hat, ist er von Vormündern und Vermögensverwaltern abhängig.
3 So standen auch wir früher als Unmündige unter der Herrschaft der Mächte dieser Welt. 4 Als aber die Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn . Der wurde als Mensch geboren und dem Gesetz unterstellt, 5 um alle zu befreien, die unter der Herrschaft des Gesetzes standen. Durch ihn wollte Gott uns als seine mündigen Söhne und Töchter annehmen. 6 Weil ihr nun Gottes Söhne und Töchter seid, gab Gott euch den Geist seines Sohnes ins Herz. Der ruft aus uns: »Abba ! Vater!« 7 Du bist also nicht länger Sklave, sondern mündiger Sohn und mündige Tochter, und wenn du das bist, dann bist du nach Gottes Willen auch Erbe: Du bekommst, was Gott Abraham versprochen hat.

Paulus sorgt sich um die Gemeinde

8 Ganz anders war es damals, als ihr Gott noch nicht gekannt habt: Wie Sklaven dientet ihr Göttern, die gar keine sind. 9 Jetzt habt ihr Gott erkannt, besser gesagt: Gott hat euch erkannt, und das heißt: euch erwählt. Wie könnt ihr dann wieder zu diesen schwachen und armseligen Mächten zurückkehren? Wollt ihr von neuem ihre Sklaven sein? 10 Ihr meint, ihr müßt auf bestimmte Tage, Monate, Festzeiten, Jahre achten und euch danach richten. 11 Ihr macht mir Sorgen! Soll meine ganze Arbeit an euch vergeblich gewesen sein? 12 Ich bitte euch, liebe Brüder und Schwestern: Werdet wie ich, weil ich ja auch wie ihr geworden bin - nämlich frei vom Gesetz . Ihr habt mir nie eine Kränkung zugefügt. 13 Ihr wißt doch noch, wie ich zum erstenmal bei euch war und euch die Gute Nachricht brachte. Ich war krank, 14 und mein Zustand stellte euch auf eine harte Probe. Trotzdem habt ihr mich nicht verachtet oder verabscheut. Im Gegenteil, ihr habt mich wie einen Engel Gottes aufgenommen, ja wie Jesus Christus selbst.
15 Damals habt ihr euch glücklich gepriesen. Wo ist das nun geblieben? Ich kann euch bezeugen: Wenn es möglich gewesen wäre, hättet ihr euch sogar die Augen ausgerissen und sie mir gegeben. 16 Bin ich jetzt euer Feind geworden, weil ich euch die Gute Nachricht unverfälscht bewahren will? 17 Ihr werdet von Leuten umworben, die es nicht gut mit euch meinen. Sie wollen euch nur von mir und von Christus trennen, damit ihr sie umwerbt. 18 Dagegen ist es gut, wenn ihr im guten Sinne mich umwerbt, und das nicht nur, wenn ich bei euch bin.
19 Meine Kinder, ich leide noch einmal Geburtswehen um euch, bis Christus in eurer Mitte Gestalt angenommen hat! 20 Könnte ich nur bei euch sein und so zu euch reden, daß es euch ins Herz dringt! Ich bin ratlos, was ich mit euch machen soll.

Die beiden Söhne Abrahams

21 Ihr wollt euch dem Gesetz unterwerfen. Ich frage euch: Hört ihr nicht, was das Gesetz sagt? 22 Im Buch des Gesetzes steht: Abraham hatte zwei Söhne, einen von der Sklavin Hagar und einen von der freien Frau Sara. 23 Der Sohn der Sklavin verdankte sein Leben den menschlichen Kräften, der Sohn der Freien verdankte es der Zusage Gottes.
24 Diese Erzählung hat einen tieferen Sinn: Die beiden Mütter bedeuten zwei verschiedene Ordnungen Gottes. Die eine Ordnung, für die Hagar steht, wurde am Berg Sinai erlassen und bringt Sklaven hervor. 25 Das Wort Hagar bezeichnet nämlich den Berg Sinai in Arabien. Er entspricht dem jetzigen Jerusalem; denn dies lebt mit seinen Kindern in der Sklaverei.
26 Das Jerusalem dagegen, das im Himmel bereitsteht, ist frei. Das ist unsere Mutter! 27 Von ihr heißt es: »Freu dich, du Unfruchtbare, obwohl du keine Kinder zur Welt bringst! Juble laut, obwohl du nicht in Wehen kommst! Denn die verlassene Frau hat viele Kinder, mehr als die, die den Mann hat.« 28 Brüder und Schwestern, ihr verdankt wie Isaak euer Leben der Zusage Gottes. 29 Aber schon damals verfolgte der Sohn, der aus menschlichen Kräften geboren wurde, den andern, der sein Leben vom Geist Gottes hatte. So ist es auch jetzt. 30 Aber was steht in den Heiligen Schriften ? »Jage die Sklavin und ihren Sohn fort; denn der Sohn der Sklavin darf nicht mit dem Sohn der Freien zusammen erben.«
31 Begreift doch, Brüder und Schwestern: Wir sind nicht Kinder der Sklavin, sondern der Freien!

Laßt euch eure Freiheit nicht nehmen!

1 Christus hat uns befreit; er will, daß wir jetzt auch frei bleiben. Steht also fest und laßt euch nicht wieder ins Sklavenjoch einspannen!
2 Ich, Paulus, sage euch mit aller Deutlichkeit: Wenn ihr euch beschneiden laßt, dann wird Christus und alles, was er gebracht hat, für euch nutzlos sein. 3 Ich sage noch einmal mit Nachdruck jedem, der sich beschneiden läßt: Er verpflichtet sich damit, das ganze Gesetz zu befolgen. 4 Wenn ihr wirklich vor Gott als gerecht bestehen wollt, indem ihr das Gesetz befolgt, habt ihr euch von Christus losgesagt und die Gnade vertan. 5 Wir dagegen leben aus der Kraft des Heiligen Geistes und setzen alles auf Glauben und Vertrauen, und so erwarten wir das Ziel, auf das wir hoffen dürfen: daß wir vor Gott als gerecht bestehen und das Heil erlangen werden. 6 Wo Menschen mit Jesus Christus verbunden sind, zählt nicht, ob jemand beschnitten ist oder nicht. Es zählt nur der vertrauende Glaube, der sich in tätiger Liebe auswirkt. 7 Ihr kamt so gut voran! Wer hat euch aufgehalten, daß ihr der Wahrheit nicht mehr folgen wollt? 8 Das, was man euch da einreden will, kommt nicht von Gott, der euch berufen hat. 9 Denkt daran: »Ein klein wenig Sauerteig macht den ganzen Teig sauer.« 10 Weil ich mit Christus, dem Herrn , rechne, bin ich zuversichtlich, daß ihr zur gleichen Überzeugung kommen werdet.Die, die euch irremachen, werden ihr Urteil empfangen, ganz gleich, wer sie sind. 11 Meine Brüder und Schwestern, wenn ich selbst fordern würde, daß Christen sich beschneiden lassen müssen, wie manche mir unterstellen: Warum werde ich dann noch verfolgt? Dann wäre ja der Stein des Anstoßes beseitigt, daß wir allein durch das gerettet werden, was am Kreuz für uns geschehen ist. 12 Wenn die Leute, die euch aufhetzen, schon so viel Wert aufs Beschneiden legen, dann sollen sie sich doch gleich kastrieren lassen!

BEFREIT ZUR LIEBE (5,13-6,10)

Leben in Liebe aus der Kraft des Geistes

13 Gott hat euch zur Freiheit berufen, meine Brüder und Schwestern! Aber mißbraucht eure Freiheit nicht als Freibrief zur Befriedigung eurer selbstsüchtigen Wünsche, sondern dient einander in Liebe. 14 Das ganze Gesetz ist erfüllt, wenn dieses eine Gebot befolgt wird: »Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.« 15 Wenn ihr einander wie wilde Tiere kratzt und beißt, dann paßt nur auf, daß ihr euch nicht gegenseitig verschlingt! 16 Ich will damit sagen: Lebt aus der Kraft, die der Geist Gottes gibt; dann müßt ihr nicht euren selbstsüchtigen Wünschen folgen. 17 Die menschliche Selbstsucht kämpft gegen den Geist Gottes und der Geist Gottes gegen die menschliche Selbstsucht: Die beiden liegen im Streit miteinander, so daß ihr von euch aus das Gute nicht tun könnt, das ihr doch eigentlich wollt. 18 Wenn ihr euch aber vom Geist Gottes führen laßt, dann steht ihr nicht mehr unter dem Gesetz, das euch diesem Widerspruch ausliefert. 19 Was die menschliche Selbstsucht hervorbringt, ist offenkundig, nämlich: Unzucht, Verdorbenheit und Ausschweifung, 20 Götzenanbetung und magische Praktiken, Feindschaft, Streit und Rivalität, Wutausbrüche, Intrigen, Uneinigkeit und Spaltungen, 21 Neid, Trunk- und Freßsucht und noch vieles dergleichen. Ich warne euch, wie ich es schon früher getan habe: Menschen, die solche Dinge tun, werden nicht erben, was Gott versprochen hat; für sie ist kein Platz in Gottes neuer Welt. 22 Der Geist Gottes dagegen läßt als Frucht eine Fülle von Gutem wachsen, nämlich: Liebe, Freude und Frieden, Geduld, Freundlichkeit und Güte, Treue, 23 Bescheidenheit und Selbstbeherrschung. Gegen all dies hat das Gesetz nichts einzuwenden. 24 Menschen, die zu Jesus Christus gehören, haben ja doch ihre selbstsüchtige Natur mit allen Leidenschaften und Begierden ans Kreuz genagelt.

Die Last teilen

25 Wenn wir nun durch Gottes Geist ein neues Leben haben, dann wollen wir auch aus diesem Geist unser Leben führen. 26 Wir wollen nicht mit unseren vermeintlichen Vorzügen voreinander großtun, uns damit gegenseitig herausfordern oder einander beneiden. 1 Brüder und Schwestern, auch wenn jemand unter euch in Sünde fällt, müßt ihr zeigen, daß der Geist Gottes euch leitet. Bringt einen solchen Menschen mit Nachsicht wieder auf den rechten Weg. Paßt aber auf, daß ihr dabei nicht selbst zu Fall kommt! 2 Helft einander, eure Lasten zu tragen. So erfüllt ihr das Gesetz, das Christus uns gibt. 3 Wer sich dagegen einbildet, besser zu sein als andere, und es doch gar nicht ist, betrügt sich selbst. 4 Jeder und jede von euch sollen das eigene Tun überprüfen, ob es vor Gott bestehen kann. Ob sie etwas an sich zu rühmen haben, das lesen sie dann an sich selber ab und nicht an anderen, über die sie sich erheben. 5 Jeder wird genug an dem zu tragen haben, was er selbst vor Gott verantworten muß. 6 Wer im christlichen Glauben unterwiesen wird, soll dafür seinem Lehrer von allem etwas abgeben, was zum Leben nötig ist. 7 Macht euch nichts vor! Gott läßt keinen Spott mit sich treiben. Jeder Mensch wird ernten, was er gesät hat. 8 Wer auf den Boden der menschlichen Selbstsucht sät, wird von ihr den Tod ernten. Wer auf den Boden von Gottes Geist sät, wird von ihm unvergängliches Leben ernten. 9 Wir wollen nicht müde werden zu tun, was gut und recht ist. Denn wenn die Zeit da ist, werden wir auch die Ernte einbringen; wir dürfen nur nicht aufgeben. 10 Solange wir also noch Zeit haben, wollen wir allen Menschen Gutes tun, besonders denen, die mit uns durch den Glauben verbunden sind.

EIGENHÄNDIGER SCHLUSS (6,11-18)

Letzte Mahnung: Das Kreuz als Maßstab

11 Ihr seht die großen Buchstaben, mit denen ich euch jetzt eigenhändig schreibe!
12 Diese Leute drängen euch zur Beschneidung , weil sie damit vor Menschen gut dastehen wollen. Sie tun es nämlich nur, damit sie für ihr Bekenntnis zum gekreuzigten Christus nicht von den Juden verfolgt werden. 13 Sie treten zwar für die Beschneidung ein und sind auch beschnitten, aber nicht einmal sie selbst befolgen das Gesetz in vollem Umfang. Ihr sollt euch nur deshalb beschneiden lassen, damit sie das vorweisen und sich damit rühmen können. 14 Ich aber will sonst nichts vorweisen als allein das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus und mich mit nichts anderem rühmen. Weil er am Kreuz gestorben ist, ist für mich die Welt gekreuzigt, und ich bin gekreuzigt für die Welt. 15 Darum hat es keine Bedeutung mehr, beschnitten zu sein, und auch keine, unbeschnitten zu sein. Was allein zählt, ist: durch Christus neu geschaffen sein. 16 Allen bei euch, die sich an diesen Grundsatz halten, schenke Gott seinen Frieden und sein Erbarmen, ihnen und dem ganzen Israel Gottes.
17 Künftig soll mir niemand mehr in dieser Sache das Leben schwermachen! Durch die Wundnarben an meinem Körper bin ich als Eigentum von Jesus ausgewiesen. 18 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch.

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