November
Ist das nicht so, wie mit unserem Kalenderbild? Wir durchschreiten die Stille der abendlichen Winterlandschaft, vernehmen das Knirschen des Schnees unter den Sohlen, die Worte eines Gedichtes kommen uns in den Sinn: „Und ich wandre aus den Mauern bis hinaus ins freie Feld ... Wie soweit und still die Welt!“ Nun wenden wir den Blick zurück und sehen unsere eigene Spur. Wir sagen uns: So wie ich hier, vermag Gott dort jeden meiner Lebensschritte wahrzunehmen. Was aber, wenn wir den Weg fortsetzen – und plötzlich gewahren wir die eigenen Schritte vor uns, die wir noch gar nicht getan haben? In einem alttestamentlichen Lied heißt es: „Jeder Schritt, den ich mache, ist dir bekannt. Noch ehe ein Wort mir auf die Zunge kommt, hast du, Herr, es schon gehört.“ Dem Liederdichter ist bewusst: Gott wacht nicht alleine über das vergangene, sondern über das gesamte, auch in der Zukunft liegende Leben. Er sieht es als ein Ganzes und in jedem Detail. „Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern alles ist enthüllt und aufgedeckt für seine Augen“, formuliert ein Autor des Neuen Testaments. Diese Äußerung stellt das Bild der Winteridylle etwas in Frage. Gott könnte auch die geheimen, unschönen Schritte sehen. Vielleicht müsste er gerade mit verfolgen, wie unser Leben einzufrieren droht und uns jede Kraft fehlt, das zu ändern. Eine Möglichkeit bleibt auf alle Fälle! Wir übergeben unser Leben dem, der darüber wacht. Dann kann er uns aufnehmen und heimtragen. Und dann verstehen wir: Nicht unsere Spur, sondern die seine haben wir gesehen.