Oktober
Man kennt ja den Spruch: „Manchmal sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht.” Vor Jahrzehnten ist in unserem christlichen Abendland die große Suche ausgebrochen. Menschen wollten Sinn und sich selbst finden; ein Boom an Esoterik und heidnischen Kulten war die Folge. Alles „Spirituelle” wurde umarmt, nur bloß keine „christlichen Werte” – diese „Bäume” wollte keiner mehr sehen.
Der Psalm 139 beschreibt die Allwissenheit und Allmacht Gottes aus dem Blickwinkel eines Individuums. Und zu unserer Überraschung fühlt sich dieses keineswegs beengt oder bedroht davon – ganz im Gegenteil. Der Autor weiß sich geborgen von einem Gott, der ihn liebt, wie ein Vater sein Kind. Ja, er ruft sogar aus: „Wie köstlich sind vor mir, Gott, deine Gedanken”, als er darüber nachdenkt, wie wunderbar sein Körper gemacht wurde, welche Weisheit in seinem eigenen Wesen verborgen ist. Wie herrlich ist der Gedanke, dass ein vollkommener Gott ihn so gestaltet hat, zu ihm steht und auch durch seine Hand bewahrt.
Heute, mit noch viel mehr Einblick in das Wunder Mensch, könnten wir noch viel begeisterter ausrufen: „Ich preise dich darüber, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl”, wie es auch in diesem Psalm zu lesen ist. Erkennen wir in uns selbst das Werk eines liebevollen Schöpfers? Oder sehen wir etwa immer noch den Wald vor lauter Bäumen nicht?